„Es gibt weltweit kaum etwas Vergleichbares“

Wenn man mit Flying Bulls Chefpilot Raimund Riedmann über die AIRPOWER22 spricht, spürt man sofort, dass das Event mehr ist als eine normale Airshow. Über seine Highlights und Geheimtipps spricht er im Interview.

Hallo Raimund, in wenigen Tagen startet die AIRPOWER22. Wie groß ist die Vorfreude auf die Airshow in Zeltweg?

Raimund Riedmann: Es gibt kaum etwas Größeres in Europa. Wir kommen viel herum, fliegen auf zahlreichen Airshows und wir werden so oft gefragt: Wie kommt man als Kunstflugstaffel zur AIRPOWER? Der internationale Ruf der Veranstaltung ist fantastisch.

Du hebst als Flugbetriebsleiter & Chefpilot Fläche der Flying Bulls nicht nur selbst bei der AIRPOWER22 ab, sondern hast auch den Überblick über euer AIRPOWER22 Programm. Was sind deine Highlights mit der Flying Bulls Flotte?

Raimund Riedmann: Für tausende Flugzeug-Fans abzuheben und unsere Fluggeräte zu präsentieren – und das über heimischen Boden – ist generell ein Highlight für uns alle. Von den Displays her ist das Highlight sicherlich die Weltpremiere des Red Bull Aerobatic Triple und der gemeinsame Formationsflug der P-38 Lightning, dem schnellsten Kolbenflieger in den 1940er Jahren, und den beiden Alpha Jets. Denn diese Kombination aus Propeller-Flieger und Jet gab es in dieser Form auch noch nie. Auch hier steckt richtig viel Arbeit dahinter, es zu planen und dann auch umsetzen zu können. Wir haben es uns in der Theorie angesehen und waren sicher, dass eine gemeinsame Flugshow möglich sein müsste. Die Trainings waren auch vielversprechend – das wird sicherlich für die Flugzeugfans ebenfalls ein echtes Highlight der AIRPOWER22.

Apropos Training: Trainiert ihr ausschließlich in Zeltweg am Fliegerhorst Hinterstoisser für die AIRPOWER22?

Raimund Riedmann: Nein, wir trainieren auch in der Nähe von Linz, um unsere Formationsflüge zu üben und alle Details durchzuspielen. Ab Donnerstag sind wir dann aber fix in Zeltweg für ein gemeinsames Training und zur Abnahme der Displays durch den Flight-Director. Denn nur mit seiner Freigabe dürfen wir diese bei der AIRPOWER22 fliegen.

Die Flying Bulls gelten als eine der vielfältigsten Flugzeugsammlungen Europas, wenn nicht sogar der Welt. Was macht die Flying Bulls so einzigartig?

Raimund Riedmann: Es ist die extreme Bandbreite an Fluggeräten – vom Alter und Einsatzgebiet her. Ich würde schätzen, dass es weltweit keine fünf andere private Flugzeug-Sammlungen gibt, die vergleichbar sind mit den Flying Bulls. Es gibt zwar vor allem in den USA auch große Sammlungen, die sich aber oft auf gewisse Hersteller oder nur auf ehemalige Militärflugzeuge konzentrieren. Wir haben von Militärflugzeugen aus unterschiedlichen Epochen, über Wasserflugzeuge, Jets und der zivilen DC-6 bis hin zu Hubschraubern eine der allumfassendsten Flugzeugsammlungen.

Wie viele Flieger pilotierst du selbst während der AIRPOWER22?

Raimund Riedmann: Ich selbst werde bei der AIRPOWER22 drei unterschiedliche Flugzeugtypen fliegen – unter anderem die P-38 Lightning und die legendäre DC-6.

Wow! Das heißt, du musst für alle Fluggeräte viel Flugzeiten vorweisen. Was sind für Piloten die besonderen Challenges, wenn man in kurzer Zeit mehrere verschiedene Flugzeugtypen steuern muss?

Raimung Riedmann: Das Fliegen mit den unterschiedlichen Flugzeugen ist nicht die Schwierigkeit für erfahre Piloten, sondern es geht um die Art, wie man fliegt, wie sich das Flugzeug in der Luft verhält und abschätzen zu können, was geht und was eben nicht geht. Denn in den Formationen und Displays muss jeder Handgriff sitzen – das geht nur mit sehr viel Engagement und viel Routine. Diesen Erfahrungsschatz kann man sich nur durch sehr viel praktisches Flug-Training aneignen.

Raimund, wenn man mit dir über die AIRPOWER22 spricht, merkt man sofort, wie sehr du für das gesamte Thema brennst. Nach so vielen Jahren als Pilot und Airshow-Stammgast – was macht für dich persönlich die AIRPOWER aus?

Raimund Riedmann: Die Größenordnung von mehr als 300.000 Besuchern ist schon einmalig für eine europäische Airshow. Außerdem trifft man so viele Piloten aus der ganzen Welt, die zum Teil historische Flugzeuge aus den 1950er und 1960er Jahre fliegen, die mich als Jugendlicher schon gereizt haben. So wie die Düsenflieger der ersten Generation der The Norwegian Air Force Historical Squadron. Man fachsimpelt mit den Kollegen, tauscht Erfahrungen aus und holt sich den ein oder anderen Tipp. Für mich ist die AIRPOWER ein super Treffpunkt vieler (alter) Bekannter aus der Szene – es ist für mich ein Highlight des Jahres!

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© Helge Kircherger