Eskil Amdal – der fliegende Norweger

Seit seiner Kindheit ist Eskil Amdal fasziniert vom Fliegen, schon als Jugendlicher wusste er, dass er Pilot werden wird. (https://www.instagram.com/eskilamdal/) Heute ist der ehemalige Norwegian Air Force Pilot Teil der Flying Bulls Crew und der einzige Pilot weltweit, der sowohl die P-38 als auch die F35 geflogen ist. Im Interview spricht Eskil Amdal über seinen Traum, Pilot zu werden, die besonderen Herausforderungen als „Fliegender Bulle“ und was er sich von der AIRPOWER22 erwartet.

Hi Eskil, du bist gebürtiger Norweger und warst Teil der Norwegian Air Force. Wie hat sich dein Weg mit dem der Flying Bulls gekreuzt?

Ich habe die Flying Bulls 2012 in Norwegen kennengelernt. Sie haben eine Skandinavien-Tour gemacht und ich bin damals mit der F-16 Solo-Displays geflogen. Wir sind alle begeisterte Flieger und haben ein Faible für historische Fluggeräte, da war es nicht schwierig, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. Ich war damals ‘experimenteller Testpilot’ der Norwegian Air Force und bin u.a. in Alaska die F-35 geflogen. 2018 haben wir uns wieder getroffen für ein DC-6 Simulator-Training, seit damals war ich ‘Teilzeit’-Crewmitglied der Flying Bulls, seit vergangenen Jahr bin ich ein richtiger Flying Bull.

Was sind die speziellen Herausforderungen als Flying Bulls Pilot?

Es ist die Vielfalt an unterschiedlichen Fluggeräten aus verschiedenen Epochen der Luftfahrtgeschichte. Man muss jedes Flugzeug sowie jeden Hubschrauber ganz genau kennen, bevor man mit ihn abheben kann. Die meisten Piloten fliegen ein oder zwei Fluggeräte, bei den Flying Bulls fliegen die Piloten normalerweise zwischen 10 bis 15 unterschiedliche Typen.

Wie viele verschiedene Flugzeug- und Hubschraubertypen hast du in deinem Logbuch?

Ich glaube, ich habe insgesamt 126 Flugzeuge geflogen, davon 8 Hubschrauber. Und ein paar Segelflugzeuge.

Gibt es auch eine Lieblings-Maschine in dieser beeindruckenden Auswahl an bereits geflogenen Fluggeräten?

Das ist wirklich schwierig zu sagen … Ich denke, die F-16, die F-35, der Starfighter, die Spitfire und die P-38 gehören zu meinen Alltime-Favorites.

Das trifft sich gut, dass die P-38 auch Teil der Flying Bulls Flotte ist. Was sind generell deine Flugzeug-Lieblinge aus dem Hangar-7 und Hangar-8 in Salzburg aus der Flotte der Flying Bulls?

Ich bin mit Kampfflugzeugen aufgewachsen, darum sind für mich natürlich die Corsair und die P-38 ganz besondere Flugzeugtypen. Außerdem ist die DC-6 einfach fantastisch.

Wann hat dich die Faszination Fliegen gepackt?

Schon seit der Kindheit. Mit 12 Jahren flog ich das erste Mal mit einem radio controlled Flugzeug und die Faszination hat mich nicht mehr ausgelassen. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen …

Wann hast du entschieden, dass du professioneller Pilot werden willst?

Mein Cousin hat einen Militärhubschrauber auf unserem Bauernhof gelandet, damals war ich 15. Das hat mich so in den Bann gezogen, dass ich für mich beschlossen habe, unbedingt Militär-Pilot werden zu wollen. Ich wusste, dass es schwierig wird, es zu schaffen, aber ich musste es einfach probieren. Dass es dann auch geklappt hat, war natürlich ein Traum für mich. Ich begann meine Flugausbildung bei der Norwegian Air Force 1994 und erhielt meine “Wings” auf der Sheppard Air Force Base im Jahr 1996.

Was waren deine Hauptaufgaben als Pilot der Norwegian Air Force?

Als sogenannter Luftaufklärer war ich Leiter eines kleinen Teams, das etwa die Hälfte des Jahres bei jedem Wetter in der Natur eingesetzt wurde. Es war eine große Herausforderung, vor allem, meine Kollegen in den harten Wintern nördlich des Polarkreises im Dunkeln in Sicherheit und Wärme zu halten.

2007 wurdest du ‘Experimental Test Pilot’. Das klingt natürlich sehr spannend, aber auch riskant. Oder ist es das nicht?

Natürlich gibt es Einsätze, die gefährlicher sind als andere. Aber insgesamt werden die Einsätze im Simulator usw. gut geprobt, bevor man neue Flugzeuge testet. Bei alten Flugzeugen ist das oft anders, da gibt es in der Regel keine Simulatoren und keine Redundanz bei den Systemen. Das ist eine ganz spezielle Herausforderung und sehr viel Arbeit, sich darauf vorzubereiten.

Eskil, du warst der erste norwegische Pilot seit 1983 in einem F-104 Starfighter? War das ein besonderer Moment für dich?

Ja, auf jeden Fall. Als Kind habe ich schon immer Modelle des Starfighters gebaut. Ich hätte mir nie gedacht, dass dieser Traum einmal wahr werden würde. Es ist eine ganz besondere Maschine, und ich fühle mich sehr glücklich, dass ich die Chance hatte, sie zu fliegen. Vom Cockpit aus kann man die Tragflächen nicht sehen, und der Sitz befindet sich vor dem Bugfahrwerk, so dass man sich schon beim Rollen wie eine Rakete fühlt. Wenn man im Landeanflug die Klappen nicht ausfährt, beträgt die Geschwindigkeit im Endanflug etwa 270 Knoten …

Und du bist der einzige Pilot der Welt, der die P38 und die F35 geflogen ist. Was bedeutet das für dich als Flug-Enthusiasten seit früher Kindheit?

Es ist selbstverständlich ein großes Privileg, eines dieser Flugzeuge zu fliegen, aber noch größer ist es, beide fliegen zu dürfen. Vor allem, weil ich so die Gelegenheit habe, die Entwicklung von Kampfflugzeugen über mehrere Jahrzehnte hinweg mitzuerleben. Von einfachen Kolbenmotoren und Kabeln bis hin zu extrem fortschrittlichen Flugcomputern. Die Philosophie dahinter hat sich jedoch nicht geändert und beide sind wunderbar zu fliegen.

Was erwartest du dir von der AIRPOWER22?

Die AIRPOWER22 ist für uns alle eine besondere Airshow, ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Wir bereiten uns intensiv darauf vor. Ihr könnt schon gespannt sein, denn die Flying Bulls werden wieder mit einer aufregenden Auswahl an Flugzeugen und Hubschraubern in Zeltweg mit dabei sein.

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© Helge Kircherger